Noch eben den Highscore geknackt … und schon winkt das Stellenangebot! Gamification bringt Spannung in den grauen Recruiting-Alltag und gestaltet den Prozess so nicht nur für Bewerber, sondern auch für Recruiter abwechslungsreicher. Doch was ist eigentlich dran am spielerischen Trend der HR-Szene? Unter Experten wird Gamification als „The Next Big Thing“ gehandelt – aber in Deutschland kommt es noch vergleichsweise wenig zum Einsatz.
Man spricht von Gamification, wenn Elemente aus Computerspielen in Alltagssituationen übertragen werden. Beispielsweise, wenn es in einer Lernsoftware einen Highscore für die meisten richtigen Antworten zu knacken gilt. Nachdem sich diese spielerischen Elemente bereits in anderen Bereichen etabliert haben, erobern sie zunehmend das Feld der Mitarbeitergewinnung. Und erschaffen damit kreative Ansätze, um Kandidaten mehr für den Bewerbungsprozess zu engagieren und Interesse für das Unternehmen zu wecken.
Auf den ersten Blick mutet es vielleicht ein wenig seltsam an, ein so wichtiges Thema wie die Einstellung eines Mitarbeiters mit Onlinegames zu verknüpfen. Doch bei genauerer Betrachtung liegen die Vorteile auf der Hand:
Gamification-Elemente bieten Recruitern die Chance, Aufgaben aus Assessment-Centern einer breiten Masse zugänglich zu machen. Ein richtiges Assessment-Center, ob einzeln oder in der Gruppe, ist stets mit einem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden. In Form von Spielen können problemlos Dutzende Bewerber denselben Test durchlaufen, ohne dass sich für den Arbeitgeber der Aufwand erhöht.
Gamification im Recruiting einzusetzen klingt einfacher, als es ist. Um den gewünschten Effekt zu erzielen, kommt es entscheidend darauf an, die spielerischen Elemente auf durchdachte Weise zu nutzen. Sie müssen so gestaltet werden, dass Bewerber Lust auf mehr bekommen. Zugleich dürfen sie nicht der reinen Unterhaltung dienen: Sie sind so zu konzipieren, dass die Teilnahme am Spiel oder die Ergebnisse (z. B. eine erreichte Punktzahl) Erkenntnisse im Hinblick auf die Kompetenzen der Kandidaten zulassen.
Hinzu kommt, dass Gamification-Elemente nicht massentauglich sind. Rekrutiert ein Arbeitgeber regelmäßig die gleichen Stellen in größerer Anzahl, könnte sich Gamification lohnen. Für viele einzelne Berufe hingegen ist der Anpassungsaufwand an die jeweiligen Besonderheiten der Jobs zu groß.
Dies führt außerdem zu der zweiten mit Gamification verbundenen Herausforderung: Der Einsatz ist immer auch eine Kosten- und Zeitfrage. Die Entwicklung von Recruiting-Games ist zeitintensiv, was der schnellen Besetzung von Vakanzen entgegensteht. Hinzu kommt der große Aufwand, der enorme Kosten nach sich ziehen kann. Dies muss der Nutzung von Gamification-Elementen nicht zwingend entgegenstehen. Eine ausführliche Abwägung von Nutzen und Kosten ist jedoch im Vorfeld immer sinnvoll.
Vor allem größere Arbeitgeber springen auf den Zug auf und haben bereits einige kreative Ansätze entwickelt, um spielerische Elemente in ihr Recruiting zu integrieren. Dies zeigen die folgenden Beispiele:
Entscheidend ist, dass der Arbeitgeber ein Spielprinzip entwickelt, das zu seinem Unternehmen ebenso wie zu dem ausgeschriebenen Stellenprofil passt. Eine vermeintlich hippe Idee abzukupfern, ist wenig sinnvoll, wenn sich die Bewerber davon nicht angesprochen fühlen.
Gamification im Recruiting: Top oder Flop?
Spielerische Elemente – sieht so die Zukunft des Recruitings aus? Bislang verläuft die Einführung in Unternehmen noch eher schleppend – nur wenige der überwiegend größeren Arbeitgeber nutzen das Instrument derzeit, um ihr Recruiting aufzupeppen. Gerade deshalb eignet sich Gamification aber, um sich von der Masse abzuheben. Marktforscher rechnen damit, dass Gamification zukünftig für viele große Arbeitgeber eine Rolle spielen wird.
Die Zukunft des Recruitings ist der Trend dann aber auch nicht – Gamification kann weder die klassische Bewerbung noch einen normalen Recruiting-Prozess ersetzen. Und ist somit eher als Ergänzung des Personalmarketing-Mix zu sehen.
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